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Wie sollen Anleger auf niedrige Zinsen reagieren?

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10. November 2012

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Wie sollen Anleger auf niedrige Zinsen reagieren?

Seit Monaten häufen sich die Hiobsbotschaften bei der sicheren Geldanlage. Richtig ist: Wer sein Kapital niedrig verzinst anlegt, der vernichtet Kaufkraft.

Anleger müssen in ihrem Tun selbstständiger werden. Der Deutschen liebstes Kind, die Lebensversicherung, geht angesichts der niedrigen Zinsen in die Knie. Der Grund ist einfach. Wenn eine Kapitalsammelstelle wie eine Lebensversicherung eine Rendite von fünf oder sechs Prozent erwirtschaftet, dann fallen die Kosten der Versicherung kaum auf. Bei einer mageren Rendite – und diese steht Anlegern wohl noch über Jahre bevor – schauen viele Anleger genauer hin.

Phase realer Negativzinsen

Die aktuelle Situation bezeichnen Fachleute als Finanzrepression. Damit sind Techniken gemeint, mit deren Hilfe sich Staaten entschulden. Wichtig ist dabei, dass der Staat negative Realzinsen für Anleihen zahlt (=Rendite von Staatsanleihen – Inflationsrate).Es kommt zu einer Art schleichenden Transfer von Sparern zu Schuldnern.

Eine höhere Inflation wäre der andere Weg der Entschuldung, der aber momentan nicht funktioniert. In beiden Fällen verliert das Kapital der Sparer während der Laufzeit an Kaufkraft. Ein Vermögensverwalter nannte die aktuelle Situation bei Staatsanleihen mal so: „Sie erhalten für diese Geldanlagen renditeloses Risiko“.

Meiden Sie Produkte bei denen der Staat die Finger im Spiel hat!

Die Sache ist eigentlich für Anleger ganz einfach zu beschreiben, aber schwierig umzusetzen.

1. Man muss in jedem Jahr eine höhere Rendite erzielen als die persönliche Preissteigerungsrate ausweist. Natürlich sagen die offiziellen Inflationsraten nur etwas über die statistischen Durchschnitte. Auch haben sich bei manchen Inflationsraten die Energiepreise verflüchtigt. Das ist aus Sicht der Anleger ein Trick zur Beruhigung.

2. Anleger sollten flexibel bleiben. Wer sich zu lange bindet, der geht das Risiko ein, den Zug wieder steigender Zinsen in Zukunft zu verpassen. Genau wegen dem Mangel an Flexibilität sind Produkte wie die Kapitallebensversicherung, aber auch Riester-Rente und Rürup-Rente nicht die erste Wahl der Geldanlage.

3. Apropos Riester und Rürup: Anleger sollten Produkte vermeiden, die von Politikern angeblich wohlwollend mit konzipiert wurden. Durch die geforderten Garantien bei diesen Produkten wird ein Großteil des Kapitals systematisch in Staatsanleihen investiert. Das ist zurzeit jedoch grundfalsch.

Emanzipieren Sie sich und treffen Sie Ihre eigenen Entscheidungen

Für Anleger gibt es zur eigenständigen Aktienanlage oder zur Wahl eines Investmentfonds derzeit kaum eine Alternative. Das gilt auch in einer Zeit, die erhebliche Unsicherheiten birgt. Daher sollten Anleger einen vorsichtigen Einstieg in den Markt wählen.

Zu einer guten Strategie gehört auch immer die Bereitschaft, sich von Wertpapieren wieder zu trennen. Das Aufbewahren von Kapital in Aktien und Anleihen – bekannt als Buy-and-Hold-Strategie – funktioniert einfach nicht mehr. Darüber sind sich Experten seit Jahren einig.

Jeder selbstständige Anleger kann sein Risiko am besten selbst einschätzen und steuern. Dabei sollte man allerdings immer die Gesamtschau beachten. Wer also neben Aktien noch eine Immobilie, Investmentfonds und Gold besitzt, der sollte diese genauso wie erworbene Renten- oder Pensionsansprüche mit ihrem Barwert berücksichtigen und einmal im Jahr genau auflisten.

Infomationen sind genügend vorhanden. Ein solches Angebot bietet beispielsweise die Online-Aktien-Plattform sharewise. Aber Anleger sollten auch vorsichtig sein, denn das Investment in einzelne Aktien ist nicht nur potenziell lukrativer, sondern auch riskanter.

In jedem Fall sollten Anleger ihre eigenen Entscheidungen treffen, ob man am Ende auf einzelne Aktien, ETFs oder Fonds setzt, hängt mit dem eigenen Zeitaufwand zusammen. Jedenfalls bereitet Geldanlegen durch Kauf von Staatsanleihen keine Freude.

Links

Interview mit Michael Mellinghoff, Geschäftsführer von sharewise.

FTD-Artikel zu Niedrigzinsen und Lebensversicherungen.

Zeit-Interview mit dem Pimco-Fondsmanager Andrew Bosomworth.

Die FTD schrieb kürzlich, dass Hedge-Fonds auch Probleme mit der Geldanlage und Kunden haben.

Artikelbild: Entwertete Banknoten. Pressefoto.

 

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.