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Studie von Roland Berger zum Insolvenzrecht

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9. November 2012

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Studie von Roland Berger zum Insolvenzrecht

Das neue Insolvenzrecht hat sich bislang bewährt, bedarf aber einiger Korrekturen. Das geht aus einer Studie von Roland Berger hervor.

Das Gesetz zur Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) gilt seit 1. März 2012 und soll die Rahmenbedingungen für die Sanierung notleidender Unternehmen verbessern. Dabei stärkt das ESUG die Gläubigerinteressen, unterstützt das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung (Schutzschirmverfahren) und erleichtert das Planverfahren.

Befragungsdesign

Bis heute wurden bereits mehr als 500 Insolvenzverfahren unter dem ESUG initiiert – rund 40 Prozent der Befragten einer Umfrage im Auftrag von Roland Berger ziehen eine erste positive Bilanz: Unternehmensliquidationen seien seltener notwendig. Allerdings sehen viele noch Nachbesserungsbedarf beim neuen Gesetz, wie etwa bei der steuerlichen Behandlung von „Debt-to-Equity-Swaps“, bei denen die Forderungen von Gläubigern in Gesellschaftsanteile umgewandelt werden. Problematisch sind auch die hohen Anforderungen an die Anträge für die Eigenverwaltung. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen „ESUG-Studie 2012 – Erste Praxiserfahrungen mit der neuen Insolvenzordnung“ von Roland Berger Strategy Consultants und der Wirtschaftskanzlei Noerr. 2.800 Entscheider, darunter Gläubiger, Insolvenzverwalter, Rechtsanwälte, Richter, Investoren und Manager, wurden zu ihren Erfahrungen zum neuen Insolvenzrecht befragt.

Interpretation

»Die Reform des Insolvenzrechts trägt zu einem wichtigen Mentalitätswechsel in der deutschen Wirtschaft bei: Insolvenzverfahren werden so als echte Chance zur Sanierung gefährdeter Firmen wahrgenommen, Denn das ESUG bietet bessere Rahmenbedingungen, um Unternehmen effizienter zu sanieren und sie vor der Pleite zu retten«. So Max Falckenberg, Partner von Roland Berger Strategy Consultants.

Ebenso wichtig für eine effizientere Unternehmenssanierung ist laut Falckenberg der Ausbau des Insolvenzplanverfahrens: Das neue Gesetz beschränkt die Rechtsmittel gegen die Bestätigung des Insolvenzplans. »Das hat eindeutige Vorteile, denn so können einzelne Gläubiger die Durchführung des Sanierungsplans nicht mehr verhindern. Das hat in der Vergangenheit oft zum Missbrauch dieses Widerspruchsrechts geführt und die Sanierung mancher Unternehmen stark beeinträchtigt«

Kurzform

Das neue Insolvenzrecht ESUG führt zu positiven Ergebnissen: Liquidationen sind seltener notwendig. Aber Nachbesserungsbedarf ist bei steuerlichen und formellen Aspekten erforderlich.

  • Neue Umfrage von Roland Berger Strategy Consultants und Noerr zeigt: Erste Praxiserfahrungen mit neuem Insolvenzrecht ESUG sind weitgehend positiv
  • Rund 40 Prozent der Befragten sehen ihre Erwartung erfüllt: Firmenliquidationen sind seltener notwendig, bereits mehrere Debt-to-Equity-Swaps
  • Nachbesserungsbedarf besteht noch bei den Regeln zur Fortführung in der Eigenverwaltung und bei steuerrechtlichen Fragen
  • Eine wichtige Hürde stellen auch Anforderungen an die Eigenverwaltungsanträge dar
  • Sachwalter und Management der Eigenverwaltung müssen durch Unabhängigkeit sowie rechtliche und betriebswirtschaftliche Erfahrungen überzeugen

Weitere Informationen zur Studie und Praxisbeispiele finden Sie als PDF-Download.

Die Studienmacher

Roland Berger Strategy Consultants wurd 1967 gegründet uns ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 2.700 Mitarbeitern und 51 Büros in 36 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 240 Partnern.

Noerr ist eine führende europäische Wirtschaftskanzlei mit 470 Professionals in Deutschland, Europa und den USA. Unser Kerngeschäft ist exzellente, partnergeführte und interdisziplinäre Rechts- und Steuerberatung, die wissenschaftlich fundiert, innovativ und ergebnisorientiert ist. Die Noerr Consulting AG ist spezialisiert auf die betriebswirtschaftliche Restrukturierung einschließlich der Übernahme von Managementfunktionen.

Artikelbild: Coverausschnitt RB-Studie.



 

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.