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Salzburg: Beamtin verzockt 340 Millionen Euro

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10. Dezember 2012

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Salzburg: Beamtin verzockt 340 Millionen Euro

Wir haben es immer gewusst. Auch Beamte zocken gerne, wie ein aktueller Fall aus Österreich zeigt. 340 Millionen Euro an Steuergeldern wurden über Jahre in Salzburg verspekuliert.

Die Beamtin aus Salzburg soll ein Jahrzehnt lang eigenmächtig risikoreiche Finanzgeschäfte mit Steuergeldern betrieben haben und dazu auch Protokolle und Unterschriften gefälscht haben. Die Frau war Referatsleiterin in Salzburg. Sie hatte zwar die Vollmachten für die Geschäfte, aber nach Auskunft des Leiters der Finanzabteilung das erlaubte Handelsvolumen überschritten.

Verluste über Jahre verschleiert

2006 und 2007 waren Buchverluste angefallen, die von der Beamtin verschleiert wurden. Die dabei angewandte Methode erinnert an manchen Fall aus Banken. Sie parkte die Verluste auf speziellen Konten. Kontrollen wurde durch falsche Berichte umgangen.

Auch die Einsicht kam zu spät – nicht anders als bei manchen Pleite-Bankern, die in Schieflage geraten sind: Die Beamtin versuchte durch immer neue Geschäfte die Verluste auszugleichen. Dabei soll sie weitere Informationspflichten vom Rechnungshof umgangen haben.

Erst 2012 aufgefallen

Erstmals im Mai 2012 war der Vorgesetzte der Beamtin misstrauisch geworden, da die Mitarbeiterin ein nicht autorisiertes Geschäft abschließen wollte. Nachdem die Beamtin weiter zocken wollte, entzog man ihr die Vollmacht. Im Oktober kam ein neuer Mitarbeiter der Frau offenbar auf die Schliche.

Eine anonyme Gruppe „Salzburger Beamtenschaft“ erstattete im November Anzeige und die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet. Inzwischen ist die Beamtin geständig. Die Ermittlungen erfolgen hinsichtlich des Verdachts des Untreue (Strafe bis zehn Jahre Haft), Amtsmissbrauch (bis zu fünf Jahren) und Urkundenfälschung, wie eine Staatsanwältin erklärte.

Umgang mit dem Fall

Das Land Salzburg hofft auf eine Besserung der Situation und muss angeblich noch keine Anpassungen im Landesetat vornehmen. Die politische Opposition will weitere Aufklärung auch bzüglich der Einzeltäterthese. Denn wie konnte es gelingen, über Jahre hinweg derart hohe Verluste zu verschleiern?

Naiv klingt die Verlautbarung auf einer Pressekonferenz in Salzburg. Es bestehe die Absicht, das Geld durch „kluge Veranlagungen“ in den nächsten Jahren wieder zu verdienen. Soll heißen: Die Salzburger wollen weiter zocken.

Artikelbild: Wiki Commons. Das Foto zeigt Salzburg im Panorama und ist unter der Lizenz für Freie Kunst veröffentlicht.

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.