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Opel belastet General Motors schwer

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15. Februar 2013

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Opel belastet General Motors schwer

Wenn Politiker und die öffentliche Meinung Unternehmensentscheidungen beeinflussen wollen, dann geht das meist schief. Opel ist solch ein  Fall.

Im November 2008 beschleunigte sich der Abwärtstrend an den Börsen nicht wegen Lehman Brothers, das ist eine dieser typischen Legenden. Den größten Tagesverlust an den Börsen verursachte seinerzeit eine Meldung von General Motors, das mitteilte, dauerhaft auf Abschreibungen in  Milliardenhöhe verzichten zu wollen. Das war ein Signal der Hoffnungslosigkeit für die Vereinigten Staaten und Industrieunternehmen.

Weisheiten aus Talkshows

Damals empörte sich Talkshow-Deutschland über die bösen US-Amerikaner, die  Opel aufgeben wollten. Opel wäre ein gesundes Unternehmen hieß es. Das Problem sei die Abhängigkeit von Amerika, so habe Opel nicht mal ein eigenes Bankkonto hierzulande. Im TV äußerte Renate Künast sogar, dass sie sich vorstellen könnte einen Autokonzern zu lenken. Naja.

Was sich in einer Talkshow richtig anhört, ist dennoch oft falsch aus anderer Perspektive. Wir erinnern uns an den Handybauer Nokia. Der hatte einige Jahre zuvor noch einen Quartalsgewinn erzielt und wollten dennoch den deutschen Standort aufgeben. Die Diskussion hierzulande verlief ähnlich. Okay: Nokia wurde mit seinem neuen Werk in Osteuropa ebenfalls nicht glücklich. Aber dennoch ist es die Aufgabe von Managern das langfristige Funktionieren des Geschäftsmodells im Auge zu behalten und dafür auf unangenehme Entscheidungen zu treffen.

Politiker haben andere Dinge zu beachten. So gehört es für Parlamentarier dazu, den Standort zu verteidigen. Und in der Tat benötigte Opel Hilfe und es war politisch richtig, das Unternehmen zu stützen. Ob es für die Autobranche insgesamt  hilfreich war, Opel zu retten, ist eine andere Frage.

Überkapazitäten

Kürzlich wurde bekannt, dass General Motors 1,8 Milliarden Dollar operativ verloren hat in Europa.  An der Strategie, auch in Europa aktiv zu sein, will der Konzern dennoch festhalten. Jetzt ist aber Zeit, Bilanz zu ziehen. Trotz Abbau von Arbeitsplätzen in der Autoindustrie sind Überkapazitäten immer noch vorhanden. In Europa wurden und werden 30 Prozent zu viele Autos gebaut. Das schreit nach Veränderungen in der Branche.

Damals waren die Überkapazitäten der Branche in Europa längst bekannt. Die Frage damals lautete, warum soll eigentlich Opel dafür büßen? Schließlich baue das Unternehmen doch tolle Autos. Etwas piefig vielleicht, aber deutsche Wertarbeit. Dann sollte das Unternehmen aus dem Konzern herausgelöst werden. Nach einer immer noch unverständlichen Aktion der Führung aus Detroit entschied sich der Konzern damals, Opel zu behalten. Das rächt sich jetzt für den US-Autobauer.

Geschäftsmodell

Statt sich einen weltweit agierenden Konzern mit vielen Marken zu halten, wie es Volkswagen gelungen ist,  könnte es sinnvoller sein, mit Partnern in unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfungskette zusammen zu arbeiten, anstatt ein riesiges Schlachtschiff zu steuern.

Aber solche einfachen Überlegungen interessieren die Manager von GM und andere Automanager nicht. Gerne verkaufen sie Visionen. Das war bei Daimler seinerzeit schon unter Edzard Reuter so. Der verfolgte die Idee des integrierten Großkonzerns – besser gesagt Gemischtwarenladens. Wir sehen immer wieder: Ausgerechnet Autobauer werden von allen Großkonzernen strategisch oft am schlechtesten geführt.

Artikelbild: Opel Insignia© GM Company.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.