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Für ein neues Denken – Schluss mit der Schlaftablette

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17. Januar 2012

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Für ein neues Denken – Schluss mit der Schlaftablette

Der wohl berühmteste Rat von André Kostolany (1906-1999) an Aktienanleger ist als Schlaftablettenstrategie bekannt. Diese Strategie funktioniert in den Märkten von heute leider nicht mehr. Einige Hinweise.

Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich. (André Kostolany)

Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends war eine Warnung an Aktienanleger. Es ging munter bergauf und vor allem bergab mit den Indizes. Der deutsche Leitindex Dax startete mit knapp 7000 Punkten in das Jahr 2000. Im gleichen Jahr ging es dann bis knapp über 8000 Punkte, um dann die andere Richtung zu spielen. Der Index fiel dann wie ein Stein um fast drei Viertel, um kurz vor der Finanzkrise im Jahr 2007 wieder seinen alten Höchststand zu erklimmen. Danach fiel der Index erneut um fast 60 Prozent.

Andere Märkte – andere Strategien

Es kam also in den letzten Jahren vor allem darauf an, wann man wieder erwachte. Wer die Bedingungen der Finanzmärkte von heute mit ihren hohen Schwankungen (Volatilität) betrachtet, der wird kaum die von Kostolany propagierte Strategie anwenden wollen. Schließlich benötigt jeder Anleger immer genau im falschen Moment Geld – im Zweifel also wenn die Finanzmärkte gerade einen Crash hingelegt haben.

Natürlich sollte kein Anleger nur auf die Aktienmärkte setzen und insofern sind die Schwankungen in den Gesamtportfolios der meisten Anleger nicht so dramatisch, wie es die Aktienindizes ausdrücken. Dennoch ist die reine Gesamtschau in dem Sinne eine fatalistische Herangehensweise. Anleger sollten sich zwar nicht wie Trader verhalten und ständig die Schwankungen der verschiedenen Märkte reiten, aber eine etwas aktivere Herangehensweise ist in jedem Fall sinnvoll.

Zwei Alternativen bleiben

Der Anleger managt sein Kapital selbst und versucht durch eine solide und kostengünstige Instrumentenwahl seine Kapitalanlagen auf einen stabilen Pfad zu setzen, oder der Anleger setzt auf Investments, die wirkliche Managementleistungen anbieten. Das sind beispielsweise Alternative Investments.  Die Manager solcher Investmentvehikel versuchen durch verschiedene Techniken, geringe Schwankungen bei einem kontrollierten Risiko zuzulassen. Freilich machen auch Fondsmanager nicht immer alles richtig, aber zumindest stimmt das Anlagekonzept. Denn willkürliches Kaufen von Wertpapieren funktioniert immer nur zu Beginn eines Booms. Übrigens niemand sollte Kostolany nur auf die Schlaftablettenstrategie reduzieren. Kostolany hat auch folgenden Satz gesagt und damit eine gewisse Vorsicht bei jeder Geldanlage angemahnt.

Es gibt alte Piloten und es gibt kühne Piloten, aber es gibt keine alten, kühnen Piloten. (André Kostolany)

Jeder Anleger sollte sich bei herkömmlichen Long-Only-Produkten im Aktienmarkt also immer die Frage stellen, warum er selbst für 90 Prozent des Anlageerfolgs verantwortlich ist – durch die Ein- und Ausstiegsentscheidung – , er aber einer Investmentgesellschaft oder einem Finanzberater im Jahr mindestens 1,5 Prozent seines angelegten Kapitals für das Verwalten des Geldes überweisen sollte. Festzuhalten bleibt: In jedem Fall müssen Anleger oder deren Manager heutzutage aktiver agieren als noch zu Kostolanys Zeiten. Die Schlaftablette hat zumindest am Aktienmarkt eindeutig ausgedient.

 

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.