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Investieren Sie schon oder sparen Sie noch?

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11. Dezember 2012

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Investieren Sie schon oder sparen Sie noch?

Deutsche sparen viel, aber falsch. Die Sparquote liegt hierzulande konstant über zehn Prozent. Anleger sollten statt auf Lebensversicherungen mehr auf sich sebst setzen.

Die Kapitallebensversicherung ist immer noch die bevorzugte Ansparform für das Alter. Das zeigte die jüngste Umfrage der Sparkassen zum Thema Geldanlage. Das kollektive Sparverhalten ist jedoch auch fahrlässig, falls man nicht schon genug Geld zusammen gesammelt hat. Denn Lebensversicherungen bringen im Schnitt nur noch 3,6 Prozent. Das ist zu wenig, um einen dauerhaften Sparerfolg vorzuweisen. Selbst bei völliger Steuerfreiheit genügt das nicht, um in Zukunft genug Kapital für Pflege und Erhalt des Lebensstandards anzusammeln. Zumal die Inflation bei 2,4 Prozent für einen Vierpersonenhaushalt liegt und einen Großteil der Zinserträge auffrisst.

Wem niedrige Zinsen nützen

Die Rendite von Staatsanleihen, in die Lebenspolicen vornehmlich investieren (müssen), deckt kaum noch die Preissteigerungen. Das ist politisch gewollt, um das Problem der Staatsverschuldung elegant zu lösen. Langfristig erwächst daraus ein anderes Problem. Denn schließlich sparen die meisten Deutschen per Sparbuch – auch so ein Fehler – oder mit der Kapitallebensversicherung, um im Alter einen Ausgleich für sicherlich weiter sinkende gesetzliche Rentenniveaus zu schaffen.

Umgang mit Risiko

Lukrativer als Staatsanleihen sind zweifelsohne Unternehmensbeteiligungen (Aktien) oder Corporate Bonds (Unternehmensanleihen). Diese kann der Anleger als Fondslösungen kaufen, um so das Risiko etwas zu vermindern. Mutige und erfahrene Anleger können auch selbst zuschlagen. Zum Beispiel mit Mittelstandsanleihen, diese brachten 2012 im Durchschnitt 7,5 Prozent. Die höheren Risiken von Direktanlagen muss der Anleger durch sein eigenständiges Risikomanagement auffangen. Dazu gehört es sicherlich, keiner einzelnen Anlage ein zu hohes Gewicht zu gönnen und sich ausreichend und regelmäßig über seine Investments zu informieren.

Investoren gesucht

Deutschland benötigt eindeutig eine Generation der Investoren und nicht der Sparer. Leider kommen aus der Politik ständig andere Signale und das hat Methode und mit dem Thema Staatsfinanzierung zu tun.

In solchen Mentalitätsfragen bedarf es noch eines grundlegenden Wechsels. Gefragt ist die Bereitschaft, sich mit Geldanlagen aktiv zu beschäftigen und sich nicht auf andere und den Staat schon gar nicht zu verlassen. Noch ist Deutschland das einzige Industrieland, deren Anleger mehr Anleihen besitzen als in Aktien zu investieren. Was in der Krise kurzfristig besonnen schien, könnte sich als dauerhaftes Problem für den Standort erweisen. Denn Risikokapital ist notwendig, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Anleihen sind dafür volkswirtschaftlich betrachtet nur ein unzureichender Ersatz. Zumal die deutsche Mentalität ausgeprägt zu scheint,  andere die Risiken tragen zu lassen. Mit fatalen Folgen.

Von wegen nachhaltige Politik

Machen wir es den aktuellen Politikern nicht zu leicht. Diese denken nur an die eigene Wiederwahl und scheren sich nicht wirklich – eigentlich gar nicht – um die Probleme zukünftiger Generationen. Das zeigt schon ein Blick in die Töpfe mit den nicht vorhandenen Rücklagen für Beamtenpensionen. Hier fehlen Hunderte von Milliarden an notwendigen Rücklagen. Damit rollt die nächste Staatsfinanzierungskrise und politische Belastungsprobe unaufhaltsam auf das Land zu.

Für jeden Einzelnen ist eine ordentliche private Vorsorge notwendig. Dabei sollten Anleger die staatlich geförderten oder ehemals geförderten Anlageformen tunlichst vermeiden. Denn die Politik organisiert bei angeblich „sicheren“ Geldanlagen in Wahrheit nur den Nachschub für die eigenen Staatsschuldenfinanzierung.

Es bleibt noch der alte Norbert-Blüm-Kalauer, um die Misere der gesetzlichen Rentenversicherung zu beschreiben. Zuerst plakatierte Blüm noch »Die Rente ist sicher«. Später hieß es, die Rente der Rentner sei sicher. Norbert Blüm kann heute aber wohl nur noch sagen, dass seine Rente sicher ist. Diese Entwicklung ist unaufhaltsam, wenn man nur Politiker am Start hat, die sich nicht zum Kapitalmarkt als zusätzlicher Quelle für die Altersvorsorge bekennen. Dabei könnte die Politik eine ganze Menge tun. Das fängt beim immer noch unzureichenden Schonvermögen an für diejenigen, die einen Bruch in ihrem Lebenslauf erleiden.

Artikelbild: Goldbarren. Bundesbankfoto.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.