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Interview mit Gabriel endet im PR-Desaster

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30. September 2012

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Interview mit Gabriel endet im PR-Desaster

Sigmar Gabriel schafft es direkt im ersten Satz ein Interview komplett zu verbocken. Thomas Walde von „berlin direkt“ stellt eigentlich keine absurden Thesen auf. Dennoch ist Gabriel sofort auf Krawall gebürstet.

Es gibt kaum etwas Erfreulicheres für ein Interview als einen Politiker, der sich nicht im Griff hat. Das Gespräch mit Sigmar Gabriel hat ähnliche Qualitäten wie das Weizeninterview von Rudi Völler und Waldemar Hartmann. Solch einen seltenen Moment konnte man im Sonntagsinterview von Sigmar Gabriel ebenfalls bewundern. Die Einstiegsfrage lautete, warum der übrig gebliebene Kandidat, Peer Steinbrück, der Beste sein soll. Statt die Frage souverän abzubügeln, bestimmt Gabriel sofort den Ton, denn er kritisierte Waldes der Frage zugrunde liegende Bewertung. So ging es dann weiter.

Es sei das Ziel, so Gabriel, dass in Deutschland nicht mehr die Finanzmärkte das Kommando hätten. Die SPD wolle das ändern und dafür sei Steinbrück der Beste für Deutschland und die SPD. Die nächste Frage von Walde betraf einige inhaltliche Unterschiede zur SPD-Linken in manchen Fragen. Gabriel hatte darauf keine wirklich plausible Antwort und pampte weiter. Dann versuchte er einen Witz, um zu erklären, warum die Wahl im Zentrum und nicht auf den Flügeln gewonnen wird. Am Anfang müsse man laufen und noch nicht fliegen. Die Frage sei nicht mehr als Folklore gab er Walde noch mit.

Dann konfrontierte Walde Gabriel mit den Nebentätigkeiten von Steinbrück in den letzten Jahren. Die Redaktion hatte nachgezählt und 80 Vorträge zu mindestens 7000 Euro entdeckt. Macht die stolze Summe von 560 000 Euro mindestens. Auch hatte sich Gabriel selbst im ZDF einmal exponiert wegen Nebentätigkeiten, die er für demokratieschädlich hielt. Das wurde ihm jetzt vorgespielt. Auch hier hätte er sich durch eine kurze Antwort leicht befreien können. Krawall-Gabriel verlor in der Folge jedoch komplett die Kontrolle. Das Interview endete im Desaster für den SPD-Chef. Am Ende blieb der vermutlich falsche Eindruck, dass Steinbrück und die SPD etwas zu verbergen haben oder ein Streit in der Partei schon ausgebrochen sei.

Das Interview finden Sie hier in der Mediathek des ZDF.

Das Gespräch der beiden hatten schon einen Vorgänger. Das Sommerinterview – hier ein SZ-Beitrag dazu.

Artikelbild: Screenshot ZDF-Beitrag.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.