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Günther Schild bald in Rente

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3. Juli 2012

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Günther Schild bald in Rente

Wir haben ihn immer gemocht den Günther Schild. Der Finanzexperte der in den Köpfen der Goldenen Hirschen entwickelt wurde, hat zwar keine Ahnung von Geldanlage, dafür ist er aber sympathisch. Jetzt soll seine Karriere enden. Schade.

Das Handelsblatt meldet, dass die Bundesfinanzagentur das Geschäft mit Privatkunden aus Kostengründen nur noch bis Jahresende betreiben will. Zurzeit sollen 8,5 Milliarden Euro auf 330 000 Konten eingezahlt sein. Bezogen auf die Gesamtschuld des Bundes ist das nur ein kleiner Teil von etwa zwei Prozent des ausgegebenen Volumens.

Die Finanzagentur musste in seiner Vergangenheit einige Pannen hinnehmen. So sorgte ein Schreiben an die Anleger für Unmut, die sich identifizieren sollten und wüst mit Kontoschließung bedroht wurden. Im März 2011 legte eine Sicherheitspanne  die Agentur lahm. Das ist besonders peinlich für ein Institut, das Sicherheit bei seinen Kampagnen in den Vordergrund stellt.

Die Werbekampagne der Bundesfinanzagentur diente der Volksverdummung. Wer noch zu wenig Geld hat, der muss gezielt höhere Risiken eingehen, ohne gleich zum Zocker zu werden. Psychologen kritisierten einen Auswahlfragebogen auf der Seite der Finanzagentur: Selbst für Anleger mit höchster Risikobereitschaft empfehl der Test die eigenen Produkte als Hauptdepotanteil. Solche Methoden kennt man eigentlich nur von Strukturvertrieben.

Günther Schild ist Gerüchten zufolge bereits 115 Jahr alt. Für ihn und seine Restlebensdauer mag die Verzinsung von Bundeswertpapieren noch reichen. Für den typischen Anleger mit Altersvorsorgeproblemen genügt sie nicht. Die Kampagne der Kommunikationsagentur „Zum Golgenden Hirschen“ dient dem Absatz von renditelosem Risiko, wie es einige Vermögensverwalter inzwischen treffend formulieren. Bundeswertpapiere machen nur Sinn in einem weiter verzweigten Portfolio, das wiederum in einem gesonderten Konto verwaltet werden musste. Für Anleger sind Vorteile also überschaubar, denn Bundeswertpapiere in einem Bankdepot ist genauso sicher wie bei der Finanzagentur.

Aber da gab es ja immerhin noch diese netten Werbespots der Hirschen…und die lassen uns etwas weniger kritisch mit dem Thema umgehen.

 

Die Entstehungsgeschichte der Kampagne für Bundeswertpapier als Case-Study hier in drei Minuten:

Die Werber haben inzwischen eine andere Anlageform gefunden, die zwar nicht funktioniert, aber angeblich glücklich macht. Lotterie. Na dann.

 

Das schreiben die Hirschen: „Eine Welt aus Papier, entstanden aus dem Los selbst, verdeutlicht, wie viel man mit dem Erwerb eines Loses der Deutschen Fernsehlotterie bewegen kann. Und animiert den Betrachter, gemeinsam mit der Fernsehlotterie ein (Deutsch-)Land zu gestalten, „in dem jeder, der Hilfe braucht, Hilfe bekommt“. Die Kampagne wird neben der klassischen Kommunikation (TV, Plakat, Anzeigen) integriert durch verschiedene POS-, Online- und Dialog-Aktivitäten in allen Kanälen verlängert.“

Uns würde schon interessieren, wie die Hirschen zurzeit für den Euro werben würden…

Die Finanzagentur des Bundes.

Artikelbild: Günther Schild. Kunstfigur und Finanzexperte der Goldenen Hirschen.

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.