Finanztester kritisieren Banken und Dispozinsen

Deutsch­lands Banken fürchten Trans­parenz und schröpfen ihre Kunden beim Dispozins. So fasst die Finanztest das Ergebnis eines aktuellen Tests bei 1566 Kreditinstituten zusammen.

Die untersuchten Kredit­institute boten teil­weise mehrere Konto­modelle an. Mehr als zwei Drittel verweigerten den Testern die Auskunft. Viele Zins­sätze bekamen die Tester trotzdem raus: Im Schnitt verlangen Banken 11,76 Prozent. Das sei zu viel im Verhältnis zu den Zinsen, die sie selbst zahlen, wenn sie sich Geld borgen. Finanztest veröffentlicht den Dispozins­satz von mehr als 900 Banken, erklärt die Regeln nach denen er erhöht oder gesenkt wird und nennt die Verweigerer.

Dispozins bis über 15 Prozent

Finanztest befragte die Banken zum dritten Mal, wie hoch deren Dispozinsen sind und nach welchen Regeln sie diese erhöhen oder senken. Der Durch­schnitts­zins von 11,76 Prozent liegt gut einen halben Prozent­punkt unter der Vorjahres­unter­suchung. Die Zinsen, zu denen sich die Banken Geld leihen können, sind stärker gesunken als die Zinsen, zu denen die Kunden ihr Konto über­ziehen dürfen. Die teuerste Bank im Test ist die Raiff­eisen­bank Fischenich-Kendenich bei der alle Kunden 14,25 Prozent fürs Konto­über­ziehen zahlen müssen. Das erfuhren die Tester, als sie einen freien Mitarbeiter in die Filiale schickten. Auf die offizielle Anfrage reagierte die Bank nicht. Einige Kunden trifft es bei der VR-Bank Aalen noch schlimmer: Sie müssen sogar 15,32 Prozent bezahlen, wenn die Bank ihnen eine schlechte Bonität bescheinigt.

Güns­tige Banken verlangen weniger als 9 Prozent

Auch günstige Angebote fanden die Tester: Die besten Banken nehmen weniger als die Hälfte für Konto­über­ziehung als die teuren Banken. Die VR-Bank Uckermark-Randow (Konto Giro Komfort Plus) verlangt 4,50 Prozent. Die Deutsche Skat­bank von allen Kunden nur 5,25 Prozent, die PSD Bank Rhein­Neckar­Saar (Konto GiroDirekt Gold) 5,99 Prozent. Insgesamt fand Finanztest 62 Banken, die weniger als 9 Prozent für den Dispo verlangen, darunter viele Direkt­banken. In Euro und Cent sind die Zins­unterschiede beacht­lich: Kunden, die zum Beispiel bei der Raiff­eisen­bank Fischenich-Kendenich ein halbes Jahr ständig mit 1 000 Euro im Minus sind, zahlen etwa 71 Euro Zinsen. Die Deutsche Skat­bank kassiert dafür nur rund 26 Euro.

Banken ungerecht behandelt?

Von den Banken, die sich der Unter­suchung verweigerten, gab es erstaunliche Begründungen. So hieß es bei der Volks­bank Senden: „Die Stiftung Warentest geht nicht gut mit den Banken um.“ Die Raiff­eisen­bank Gaimers­heim-Buxheim teilte mit: „Wir geben Ihnen die Daten nur in einem persönlichen Gespräch, weil wir Wert auf Beratung legen.“ Die VR Bank Kauf­beuren-Ostall­gäu bezweifelt, dass die Konkurrenten korrekt antworten: „Dann stehen wir zu teuer da, wenn wir richtige Angaben machen.“ Viele sagten auch nur: „Wir wollen nicht teilnehmen“.

Unschärfe der Untersuchung und erste Reaktionen

Die Tester vermuten, dass das Ergebnis für alle Banken wohl mit den Verweigerern noch schlechter ausgefallen wäre. Finanztest schickte freie Mitarbeiter zu fünf zufäl­lig ausgewählten Banken, über die auf anderem Wege nichts über die Dispozinsen zu erfahren war: Der durch­schnitt­liche Zins dieser Banken lag bei 13,04 Prozent – mehr als 1 Prozent­punkt über dem allgemeinen Durch­schnitt. Der Preis­aushang von sieben Banken stand zunächst im Internet und verschwand dann im Verlauf der Unter­suchung aus dem Netz. Ihr Zins­durch­schnitt war ebenfalls laut Testern erhöht, er lag bei 12,65 Prozent.

Die Grünen dringen wie die Partei „Die Linke“ und die SPD auf gesetzliche Obergrenzen beim Überziehungskredit. „Nur eine gesetzliche Regelung wird die Banken in ihre Schranken weisen“, sagte die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Nicole Maisch. Wenn der Markt versage, müsse die Politik aktiv werden. Auch die Verbraucherzentralen beklagen die Situation bei den Überziehungen und fordern den Dispo-Deckel. Zudem verstoßen viele Banken gegen geltendes Recht. In einigen Fällen führt die Verbraucherzentrale NRW sogar Prozesse gegen Banken.

Wer mehr wissen will, der kann hier die Bankentests und weitere Untersuchungsergebnisse bei Finanztest einkaufen.

 Artikelbild: Verbraucherzentrale Bundesverband. Verbraucherrecht.