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Ex-Porsche-Chef Wiedeking angeklagt

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20. Dezember 2012

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Ex-Porsche-Chef Wiedeking angeklagt

Wendelin Wiedeking wird von der Staatsanwaltschaft Stuttgart Aktienkursmanipulation vorgeworfen. Damit wird ein spannendes Kapitel deutscher Börsengeschichte juristisch aufgearbeitet.

Die missglückte Übernahmeschlacht um Volkswagen war ein spektakuläres Börsenereignis, das jedoch eher zufällig in die Zeit der Finanzkrise fiel. 2008 spielten scheinbar die Kurse bei VW verrückt und stiegen zeitweise auf über 1000 Euro, während die Finanzwelt 100 bis 150 Euro für fundamental gerechtfertigt hielt.

Kritiker warfen schon damals Porsche-Chef Wiedeking und seinem Finanzvorstand Christian Härter fehlerhafte Kapitalmarktinformationen vor, die zu den Kurskapriolen beigetragen haben sollen. Letzlich wendete sich das Blatt und Porsche wurde von VW geschluckt, da Porsche sich bei seinen Kapitalmarktspekulationen zu hoch verschuldet hatte. Inzwischen ist der Sportwagenhersteller Porsche im VW-Konzern eingegliedert.

Gaga-Kurse

An der Börse wurden 2008 Milliardensummen im Zusammenhang mit dem Porsche-VW-Deal umverteilt. Täglich emittierten beispielsweise Zertifikate-Anbieter neue KO-Papiere. Der Begriff Turbo bekam im Zusammenhang mit Porsche-Scheinen eine ganz neue Bedeutung. Anleger, die zu früh auf fallende Kurse setzten, verloren sehr schnell ihr Geld.

Das Problem war im Oktober/ November 2008 der Druck auf die Positionen von Leerverkäufern, die sich zwangsweise eindecken mussten und das bei stark steigenden Kursen. Im Börsenjargon bezeichnet man das als einen Short-squeeze. Es handelte sich bei VW letztlich um die Mutter aller Short-squeezes.

Aber auch andere Akteure waren betroffen. Während die Weltwirtschaft vor dem Kollaps stand, hielt sich der deutsche Leitindex DAX ganz tapfer, da die Kursanstiege bei VW seinerzeit den Index um bis zu 200 Punkte pro Tag stützten und so das meist deutliche Minus bei sämtlichen anderen Aktien im Index kompensiert wurde.

Die Vorwürfe

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft Wendelin Wiedeking und seinem Finanzvorstand jetzt Marktmanipulation vor: „Den Angeschuldigten wird vorgeworfen, in von ihnen im Jahr 2008 veranlassten öffentlichen Erklärungen des Unternehmens in Bezug auf den Beteiligungserwerb an der Volkswagen AG unrichtige Angaben gemacht zu haben“. Das Landgericht Stuttgart muss über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden.

Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Untreue gegen Wiedeking waren eingestellt worden. Vorwürfe der handelsgestützten Marktmanipulation wurden Angaben von Wiedekings Anwälten zufolge ebenfalls vor zwei Jahren fallen gelassen.

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.