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Athen hält sich über Wasser – vorerst

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14. August 2012

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Mit einer Auktion von Kurzläufern war Griechenland erfolgreich. Die Investoren vertrauen darauf, dass Griechenland in 13 Wochen eine Anschlussfinanzierung findet. Ganz schön mutig.

Griechenland benötigte ganz schnell frisches Geld, um am 20. August der Europäschen Zentralbank Anleihen im Wert von 3,2 Milliarden Euro zurückzuzahlen. Da die nächste „Hilfszahlung“ aus den Rettungspaketen bislang ausblieb, musste diese Zeit bis zum nächsten Zahltermin erstmal überbrückt werden. Griechenland sammelte 4,1 Milliarden Euro ein und zahlt dafür einen Jahreszins von 4,43 Prozent. Das ist ziemlich niedrig für ein Land, das derzeit von der Hand in den Mund lebt. Überraschend, ja tollkühn ist der Mut der Investoren.

Athen bekommt Geld aus dem EU-Rettungspaket, um die Staatsausgaben bezahlen und den Schuldendienst bedienen zu können. Der nächste Notkredit soll frühestens im September freigegeben werden, wenn die sogenannte Troika bestehend aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) dem Land genügend Reformwillen bescheinigt. Die EZB könnte ein gutes Geschäft machen, wenn sie das Geld für die eingesammelten Ouzo-Bonds komplett zurückerhält und nicht erneut in die Haftung muss. Aber das wird man erst noch sehen.

Jedenfalls ist die Situation skuril, denn EZB und IWF haben keinen Anreiz die Hilfen für Griechenland zu stoppen, selbst wenn sie diese für falsch hielten. Warum sollte also irgendjemand auf das Urteil der Troika vertrauen? Diese Frage hat bislang am Kapitalmarkt noch niemand gestellt. Zum Glück für die EU, denn ansonsten könnte bald ein neues Problem auf die Regierenden zukommen.

Fakt ist: Griechenland ist bereits jetzt zahlungsunfähig und tauscht alte gegen neue Kredite. So ist zwar die Staatsfinanzierung auf der ganzen Welt organisiert, aber bei den Griechen fehlt die Fähigkeit, sich selbst langfristig am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Die bisherige Krisenpolitik hilft weder den Griechen noch den anderen EU-Staaten. Griechenland sollte den Staatsbankrott erklären und neu anfangen. Im nächsten Sommer benötigt das Land den Tourismus und zwar am besten mit einer dann abgewerteten Drachme als eigener Währung. So kann am schnellsten die Wettbewerbsfähigkeit des Landes in einem wichtigen Sektor wieder hergestellt werden. Es gibt dann zwar noch andere Probleme zu lösen, aber mit den fortlaufenden Hängepartien kann es keinesfalls weitergehen.

Artikelbild: Christos Vittoratos. Wiki Commons.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.