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Älteste Bank der Schweiz macht endgültig dicht

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4. Januar 2013

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Älteste Bank der Schweiz macht endgültig dicht

Von 1741 bis 2012 bestand das Bankhaus Wegelin & Co. aus St. Gallen. Das Institut war das älteste private Schweizer Bankhaus. 2013 erfolgt jetzt die endgültige Abwicklung.

Die Bank scheiterte an Mitarbeitern, die Amerikanern beim Steuerbetrug geholfen hatten. Ein Delikt, das es in der Schweiz gar nicht gibt. Dies ist aber auch ein Beispiel dafür, dass drastische Strafen und beharrliches Vorgehen anderer Länder im Kampf mit den eigenwilligen Schweizer Vorstellungen im Bankwesen funktionieren können.

Traditionshaus Wegelin

Emil_WegelinDie Geschichte des bis zu seiner Abwicklung ältesten Bankhauses der Schweiz begann am 1. März 1741. Caspar Zyli (1717–1758) gründete in St. Gallen einen „Leinentuchhandel & Speditionshandlung“. Das Unternehmen war jedoch nicht nur als Spedition tätig, sondern wickelt früh neben Geldtransporten auch einfache Wechselgeschäfte ab. 1798 erwarb der Sohn von Zyli das Gebäude Nothveststein, das fortan Hauptsitz der Bank wurde. 1860 wurde dann Emil Wegelin-Wild, ein Neffe Zylis, Teilhaber der Bank. Unter seiner Leitung begann die Konzentration des Geschäfts auf die Vermögensverwaltung.

1893 wurde das Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt und hieß fortan Wegelin & Co. 1909 veröffentlichte das Bankhaus seinen ersten Anlagekommentar. 1929 überstand das Bankhaus den Börsencrash und später den zweiten Weltkrieg.

Der Anfang vom Ende begann mit der Expansion des Bankhauses unter Führung von Konrad Hummler: Anfang der 1990er-Jahre beschäftigte Wegelin noch etwa 30 Mitarbeiter. Mit der Expansion zwischen 2000 bis 2011 in verschiedene Schweizer Städte nahm auch die Risikolust der Bankiers offenbar zu.

Finale

2011 beschäftigte das Institut 700 Mitarbeiter, die ein Kundenvermögen in Höhe von 24 Milliarden Schweizer Franken verwalteten. Im Januar 2012 war das Schweizer Geschäft auf die Notenstein Privatbank AG übertragen worden und wurde von der Raiffeisenbank geführt, nachdem die USA Ermittlungen angekündigt hatten. Im Folgemonat ermittelte das US-Justizministerium tatsächlich gegen Wegelin, die keine Filiale in den USA betrieben, gegen drei Mitarbeiter der Bank wegen Beihilfe zum Steuerbetrug.

Am 3. Januar 2013 bekannte sich die Führung der Bank Wegelin für Vergehen zwischen 2002 und 2011 mit Billigung der Führungsspitze schuldig und akzeptierte eine Strafe. Zum Verhängnis wurden der Bank Mandate, die man von der UBS übernahm, als gegen die Bank 2008 ermittelt wurde. Das Geschäft mit den US-Bürgern machte nur strategisch unbedeutende fünf Prozent des Geschäfts aus. Die Bank muss jetzt 74 Millionen US-Dollar zahlen. Die Strafe ist sogar von der Kaufsumme des Deals aus dem Jahr 2012 gedeckt. Die Bank stellt die Geschäfte voraussichtlich im März ein und das älteste private Bankhaus der Schweiz macht die Pforten dicht. Zuvor muss nur noch ein US-Richter der Einigung der Staatsanwaltschaft und des Bankhauses zustimmen. Das sei eine Formalie sagte ein Banksprecher jetzt in St. Gallen.

Richtungsweisende Entwicklung?

Der Deal könnte wegweisend sein für künftige Verfahren gegen Schweizer Banken. Gegen zehn weitere Institute, unter Ihnen die UBS, die Credit Suisse und das Bankhaus Julius Bär sollen nach NZZ-Informationen noch US-Ermittlungen laufen. Das Bankkundengeheimnis Schweizer Banken bröckelt immer weiter, denn die Bank verpflichtete sich, die Kundendaten zu sichern. Es wird erwartet, dass die USA bald ein Auskunftsersuchen an die Schweiz richten. Spätestens dann ist klar, dass die Kavalerie doch erfolgreich ist gegen Schweizer Sturheit in Fragen des Achtens der Steuergesetze anderer Staaten.

Artikelbild: Wiki Commons. Wegelin & Co.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.