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Scope prüft Cost-Average-Effekt

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22. November 2012

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Scope prüft Cost-Average-Effekt

Theoretische Arbeiten über den Durchschnittskosteneffekt gibt es viele. Scope machte jetzt den Praxistest, um herauszufinden, ob Cost Averaging tatsächlich eine positive Wirkung entfaltet.

Viele Privatinvestoren legen Gelder über regelmäßige Sparpläne an. Viele Anleger und Vermittler meine: Einzahlpläne sind eine besonders attraktive Anlageform, weil sie von einem positiven Cost-Average-Effekt profitiert. Aber stimmt das?

Ein Praxistest der Ratingagentur Scope liefert ein gemischtes Bild: Sparpläne von Aktienfonds erzielen im Vergleich zu einer Einmalanlage in den meisten Fällen eine niedrigere Performance. Dafür weisen sie aber auch einen geringeren maximalen Verlust auf.

Funktioniert er oder nicht?

Über den Cost-Average-Effekt streiten sich offenbar die Geister. Vermittler von Investmentfonds vertreten häufig die Meinung, dass das regelmäßige, meist monatliche Sparen eines bestimmten Anlagebetrags in einem Aktienfonds zu einem positiven Ergebniseffekt führt. Schwanken die Fondspreise, führt ein regelmäßiger fixer Sparbetrag dazu, dass bei hohen Kursen nur wenige, bei niedrigen Kursen aber relativ viele Fondsanteile erworben werden. Dadurch wirke der Durchschnittskosteneffekt positiv. In theoretischen Arbeiten wird diese Auffassung aber nicht geteilt. So kamen Thomas Langer und Niels Nauhauser in einem Working Paper der Universität Mannheim (2003) zu dem Ergebnis, dass sich durch stets identische Investitionsbeträge keine positiven Renditeeffekte ergeben. Auch nicht, wenn eine höhere Volatilität in der Anlageklasse vorliegt.

Untersuchungskonzept Scope

Vor diesem Hintergrund hat Scope nun im Praxistest für mehrere relevante Zeiträume (10 Jahre, Haussephase, Baissephase, Seitwärtsbewegung) überprüft, welche Ergebnisse ein monatlicher Einzahlplan im Vergleich zur Einmalanlage (Buy and Hold) liefert. Dabei geht Scope von einem Anleger aus, der 10.000 Euro zur Verfügung hat und diese entweder als Einmalanlage in den Aktienmarkt investiert, oder die Summe festverzinslich anlegt und monatlich davon gleichbleibende Summen über einen Sparplan am Aktienmarkt investiert. Folgende Annahmen wurden dabei getroffen: Beim Einzahlungsplan wird im Laufe des jeweils betrachteten Zeitraums das Kapital komplett im Aktienmarkt angelegt. Der Zins für die festverzinsliche Anlage beträgt 1,5 Prozent pro Jahr

Reale Fonds als Datenbasis

Betrachtet wurden im Praxistest die Ergebnisse für den MSCI World, für den Durchschnitt der Fondskategorie „Aktien Global“ sowie für den „DWS Vermögensbildungsfonds I“. Damit liefert Scope Analysis zumindest in zwei Fällen Auswertungen, denen reale Fonds zugrunde liegen. Dies unterscheidet diesen Praxistest von den meisten theoretischen Arbeiten, die in der Regel nur auf der Analyse von Aktienindizes fußen.

Die Ergebnisse der Untersuchung

In den vergangenen zehn Jahren schlug die Einmalanlage bei allen drei betrachteten Basiswerten mit großem Abstand den monatlichen Sparplan: So hätte der Anleger mit dem „Vermögenbildungsfonds I“ sein Kapital in zehn Jahren von 10.000 Euro auf 14.944 Euro gesteigert, während er mit einem Sparplan nur auf 12.141 Euro und damit 2.903 Euro weniger gekommen wäre. Doch erweist sich die Einmalanlage mit einem maximalen Verlust in der Analyseperiode von 42,13% im Vergleich zu 27,11% beim Sparplan als die risikoreichere Variante. Auch bei den beiden anderen Aktien-Vehikeln wies die Einmalanlage einen deutlich höheren maximalen Verlust auf.

Buy and Hold klar besser

Vor allem in einer Haussephase überzeugt die Einmalanlage: So konnten Anleger mit dem „DWS Vermögensbildungsfonds I“ von März 2003 bis Mai 2007 ihr Kapital auf 20.104 Euro steigern und damit mehr als verdoppeln. Das Ergebnis der Sparplan-Variante bleibt hier mit 14.276 Euro insgesamt 5.828 Euro zurück. Und der maximale Verlust beider Varianten fällt hier mit 7,05% (Einmalanlage) bzw. 5,62% (Sparplane) niedrig aus. Zu entsprechenden Ergebnissen führt auch die Betrachtung der beiden anderen Aktien-Barometer: So liegt der Vorsprung der Einmalanlage der Fondskategorie „Aktien Global“ bei 5.308 Euro und des MSCI World bei 4.727 Euro; und dies bei einem maximalen Verlust von durchweg 7%. In der Baisse schneidet hingegen der Sparplan besser ab: Von Mai 2007 bis zum Februar 2009 hätte der Anleger mit dieser Variante beim „Vermögensbildungsfonds I“ zwar rund 30% auf 7.060 Euro verloren, aber damit 1.259 Euro weniger eingebüßt als mit einer Einmalanlage, wo nur 5.801 Euro von den angelegten 10.000 Euro übrig blieben. Wiederum erweist sich auch hier die Einmalanlage mit einem maximalen Verlust von 42,13% im Vergleich zu 29,75% beim Sparplan als die risikoreichere Variante. Erneut bestätigen MSCI World sowie die Fondskategorie „Aktien Global“ mit einem geringeren Verlust von 1.439 Euro bzw. 1.418 Euro des Sparplans (bei jeweils niedrigerem maximalem Verlust) diese Ergebnisse.

Seitwärtsmarkt

Wie fallen nun die Ergebnisse in einer Seitwärtsphase aus? Hierzu betrachtete Scope den Zeitraum Oktober 2005 bis Oktober 2011 betrachtet. Bei allen drei analysierten Zeitreihen erweist sich der Sparplan als die etwas erfolgreichere Variante. So wäre dem Sparplan-Anleger beim „Vermögensbildungsfonds I“ ein Kapital von 9.655 Euro geblieben, während die Einmalanlage auf 9.608 Euro und damit 47 Euro weniger kommt. Auch in einer Seitwärtsphase weist die Einmalanlage einen wesentlich höheren maximalen Verlust auf. Dass sich die Einmalanlage im Vergleich zum Sparplan als die risikoreichere Variante erweist, war zu erwarten gewesen, legt doch der Sparplan-Investor im betrachteten Szenario sein Kapital nur häppchenweise am riskanten Aktienmarkt an und hält zunächst die sichere Anlage. Insofern ist daraus kaum ein genereller Vorteil des Cost-Averaging abzuleiten. Denn bereits einfache Strategien zur Risikovermeindung haben ähnliche Effekte. Hätte zum Beispiel ein Anleger sein Kapital von 10.000 Euro vor zehn Jahren nur zur Hälfe einmalig in den „DWS Vermögensbildungsfonds I“ investiert und die andere Hälfe zu einem Zins von 1,5% fest und sicher angelegt, hätte er mit 13.274 Euro ein um gut 1.000 Euro höheres Endergebnis erzielt als mit der Sparplan-Variante. Und das bei einem geringeren maximalen Verlust. Und natürlich spricht auch das Ergebnis der Baissephase nicht unbedingt für den Sparplan, wäre es doch in diesem Fall besser gewesen, überhaupt nicht investiert zu sein oder allenfalls ein Teil des Vermögens dem Risiko des Aktienmarkts auszusetzen. Überspitzt formuliert: Auch die Variante „Geld unters Kopfkissen legen“ erweist sich in diesem Fall als sehr erfolgreich.

Schwieriges Market Timing

In Haussephasen gilt es wiederum am besten mit vollem Engagement am Aktienmarkt investiert zu sein, also der Einmalanlage. Das Problem dabei ist nur, dass ein richtiges Market Timing, das Erkennen von bevorstehenden Aufwärtsphasen, sowohl für Anleger wie auch für Berater und Börsenprofis extrem schwierig ist. Laut Achim Küssner von Schroder Investment Management neigen Anleger teilweise aus psychologischen Gründen dazu, zum falschen Zeitpunkt in Aktienfonds zu investieren. Insofern können Sparpläne helfen, ein schlechtes Market Timing zu verbessern. [Hinweis: Ein Artikel zum Thema warum Market Timing doch zählt].

Fazit von Scope

Der Praxistest bestätigt, dass es einen positiven Cost-Average-Effekt, der die Performance im Vergleich zur Einmalanlage steigert, bei Aktienfonds-Sparplänen nicht gibt. Allerdings mag es andere gute Gründe für Sparpläne wie zum Beispiel den Vermögensaufbau zur Altersvorsorge oder anderen Zwecken geben. Dieser dürfte erst durch die regelmäßige und disziplinierende Anlage von monatlich überschaubaren Beträgen möglich sein.

Der Artikel im Original findet sich in Scope AnalysisKompakt Investmentfonds.

 Artikelbild: Wiki Commons. Lana Stevic.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.