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IWF gesteht endlich Fehler ein

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27. Mai 2013

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IWF gesteht endlich Fehler ein

Eine selbstkritische Analyse von IWF-Ökonomen kommt einem Dogma-Wechsel gleich. Das kommt spät, aber könnte hilfreich sein.

Als die Finanzkrise Griechenland 2010 mit Wucht erreichte, einigte man sich im Bundestag auf die Sprachregelung: Wir sind froh, dass wir den Internationalen Währungsfonds (IWF) mit seiner Expertise an unserer Seite wissen. Jetzt schrieben einige Ökonomen des IWF, dass es mit der eigenen Expertise gar nicht so weit her ist. Man habe zu spät Schuldenschnitte erlaubt und dabei sollten private Schuldner von vornherei ihren Anteil tragen.  Untersucht wurde die jüngere Geschichte des Fonds.  (Einen netten, detaillierten Artikel darüber finden Sie in den FAZ hier.)

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Im Rückblick könnte man bei der Asien-Krise landen. Dort wurden genau die gleichen Konzepte wie jetzt in Griechenland angewandt. Der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz als Weltbank-Ökonom kritisierte das mehrfach in seinen Büchern als falsches Konzept, da das die Krise nur verlängerte. Dieser Zusammenhang wurde in der westlichen Politik kaum registriert, denn Asien ist weit weg. Aber die aktuelle Krise und ihre falsche Medizin trifft die Industrienationen ins Mark. Letztlich übersieht eine strenge Austeritätspolitik die Kosten und gesellschaftlichen Folgen von massenhafter Arbeitslosigkeit. Das sollte zwar kein Freibrief sein, um in Zukunft fleißig weiter Schulden zu machen, aber die Maßnahmen sollten doch mehr gestreckt sein. Bemerkenswert ist, dass die IWF-Ökonomen nicht einmal ihre eigenen Ziele erreicht sahen.

Wer die jüngere Wirtschaftsgeschichte kannte, der wusste welche Folgen die fragwürdige Expertise des IWF hat und war nicht so naiv, wie die deutsche Regierung und die Abgeordneten im deutschen Bundestag. Der IWF hinterlässt bei seinen „Hilfen“ oft zunächst eine Spur der Krisenverschärfung. Denn am Ende müssen die Schden immer erlassen werden, um ein Land wieder auf die Beine zu stellen. Die Frage lautet immer: Wer zahlt die Zeche?  In Europa zahlen nicht private Gläubiger, sondern die Steuerzahler via Europäischer Zentralbank. Das ist nicht weniger verlorenes Geld als über die Haushalte finanziert. Es handelt sich dabei nur um einen Taschenspieler-Trick.

Immerhin, falls jetzt beim IWF ein Umdemken stattfände, wäre das für die Zukunft sehr positiv. Das wird man beobachten müssen. Vor über zehn Jahren gab es einen Disput zwischen Stiglitz und Kenneth Rogoff, der in einem offenen Brief endete. Rogoff verteidigte als Chefökonom den IWF und seine Mitarbeiter. Die Zeit zeigt: Stiglitz hatte recht mit seiner Kritik am Währungsfonds und seinen starren Konzepten.

IWF

Der IWF hat seinen Sitz in Washington DC und vertritt 188 Mitgliedsstaaten. Beschäftigt sind dort 2500 Mitarbeiter, die in 144 Ländern arbeiten. Die größten Schuldner des Fonds, der 1.000 Milliarden US-Dollar an Hilfspower hat, sind Griechenland, Portugal und Irland. Insgesamt sind zurzeit etwa 360 Milliarden Dollar an Hilfen ausgereicht. Der IWF sichert sich bei seinen Hilfen die besten Tranchen, will also also als bevorzugter Gläubiger eingetragen sein. Dafür gibt man dann Tipps zur Schuldenumstrukturierung.

Artikelbilder: Joseph Stiglitz. Wiki Commons. Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert). Gebäudefoto IW:. Public Domain. Wiki Commons.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.