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Gerüchteküche im Fall Uli Hoeneß

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29. April 2013

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Gerüchteküche im Fall Uli Hoeneß

In der Steueraffäre Hoeneß überschlagen sich die Medienberichte. Kam Uli Honeß mit seiner Selbstanzeige zu spät? Ist er gewarnt worden?

Am Wochenende spitzte sich die Steueraffäre um Uli Hoeneß erneut zu. Der FOCUS meldete, dass das Konto bei Vontobel bereits im Spätsommer 2012 auf einer Steuer-CD gefunden wurde. Es kam zwar nicht zu Ermittlungen, aber die bayrische Staatsanwaltschaft hätte ermitteln können. Diese Darstellung bestreiten inzwischen jedoch sowohl die Bochumer Staatsanwaltschaft als auch die zuständigen Münchner Staatsanwälte.

Konsequenzen

Eine  solche verschleppte Ermittlung könnte in der Tat folgenreich sein. Hat irgendjemand in Bayern die Hand über Uli Hoeneß gehalten? Davon ist derzeit nicht auszugehen. Politisch wäre das brisant. Der FOCUS bleibt bislang bei seiner Version und erwähnte lediglich die Dementi der Staatsanwälte.

Für Uli Hoeneß wäre diese Version möglicherweise fatal. Denn dann wäre eine Gefängnisstrafe für den Weltmeister von 1974 kaum noch zu umgehen.

Weitere Wendungen  in der Sache und in den medialen Darstellungen sind nicht ausgeschlossen.

Anruf eines Bankers?

Im SPIEGEL wird die Version kolportiert, dass Uli Hoeneß einen Anruf eines Bankberaters erhalten hat, der ihn auf Fragen eines Stern-Reporters hingewiesen haben soll: „Da stellt einer blöde Fragen, nur dass Sie es wissen.“ Woher solche Informationen kommen allerdings ist unbekannt. Wurde das Telefon von Uli Hoeneß abgehört? Wann und von wem? Der Spiegel nennt sogar die angebliche Kontonummer des Kontos in der Schweiz. Nach dem Anruf habe Hoeneß die Selbstanzeige forciert und in Eile erstellen lassen. Möglicherweise wra diese nicht vollständig, was die Selbstanzeige bei der Strafminderung entwerten könnte und die Hausdurchsuchung erklären würde.

Sollten nur die Warnungen des Bankberaters zutreffen, hätte Hoeneß eine Chance, mit seiner Selbstanzeige durchzukommen. Denn journalistische Nachfragen sind keine staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Die Frage ist nur, woher hatte der Stern die Hinweise? Von der Kenntnis einer Steuer-CD, der Steuer-CD? Zudem hatten Stern-Hinweise im Januar auf ein „unvorstellbares Vermögen“ eines Fußball-Granden die Spekulationen angeheizt. Dass Uli Hoeneß das gewesen sei haben später andere Medien vermutet. Das hat sich später wohl als Ente herausgestellt, ist aber noch nicht richtiggestellt worden.

Was ansteht

Man darf gespannt sein, welche vermeintlichen Details in den nächsten Tagen und Wochen noch ans Licht kommen.

Vermutlich wird ab Donnerstag der Boulevard ohnehin die Frage erörtern, ob Uli Hoeneß, gegen den offenbar ein Haftbefehl vorliegt und der gegen eine 5-Millionen-Kaution ausser Kraft sein soll, zum Champions-League-Finale reisen darf. Dann ist für wenige Tage Ruhe in der Steuersache.

Die Aufarbeitung dieser Hoeneß-Selbstanzeigen-Affäre könnte manche Medien blamieren. Es scheint momentan ziemlich viele Wichtigtuer zu geben, die „Insiderinformationen“ verbreiten oder verkaufen. Ein Highlight des investigativen Journalismus in Deutschland ist nicht zu erwarten.

Artikelbild: Eigener Fundus.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.