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Einzahlungen in Investmentfonds: Timing zählt doch!

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13. November 2012

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Einzahlungen in Investmentfonds: Timing zählt doch!

Ein Irrtum hält sich besonders unter Fondskäufern: bei der Fondsanlage spielt das Timing keine Rolle. Dahinter verbergen sich gleich mehrere Missverständnisse. Eine Aufklärung.

Bei den ersten Überlegungen hilft ein einfaches Verständnis von Geldanlage, um herauszufinden wie man am besten in den Finanzmarkt einsteigt. Die größten Verbündeten aller Anleger sind die Zeit und vor allem der Zinseszinseffekt. Dabei nutzt der Anleger die Wiederanlage von Erträgen, um seine Kapitalbasis stetig zu erhöhen. Daraus wiederum erwachsen neue Erträge. Im besten Fall.

Einmalzahlungen

Relativ einfach ist es, eine Empfehlung für Einmalzahlungen auszusprechen. Sofern der Anleger ein Investment mit regelmäßigen Erträgen und tendenziell geringen Kursschwankungen als Zielinvestment wählt, wie beispielsweise Rentenfonds, dann sollte er möglichst die gesamte Summe sofort anlegen. Bei Investmentfonds erleichtern „thesaurierende“ Fonds diese Idee, denn Erträge werden im Fondsvermögen erneut angelegt und der Anleger muss nicht gesondert aktiv werden.

Etwas komplizierter ist es schon, eine allgemein gültige Empfehlung für ein Investment in eine schwankungsanfälligere Kapitalanlage wie Aktienfonds zu geben. Wüsste der Anleger die Kursentwicklung vorher, dann wäre es natürlich einfach. Da diese wichtige Information bei Geldanlagen immer erst im Nachhinein bekannt ist, sollten Anleger sich Gedanken über ihre Einstiegsmethode machen. Besonders ärgerlich ist ein einmaliges Investment in einen danach stark fallenden Markt.

An den Aktienmärkten konnten Anleger bei schlechtem Timing zweimal etwa zum doppelten Preis einsteigen wie kurze Zeit später. Diesen Unterschied kann man nicht wegdiskutieren, aber durch eine intelligentere Einstiegsmethode abmildern. Bei Aktienfonds und einer Einmalanlage sollte der Anleger seine Investments aus Gründen der Vorsicht auf verschiedene Anlagezeitpunkte verteilen. Viele Fondsgesellschaften bieten zu diesem Zweck ein kostengünstiges Switchen zwischen den eigenen Fonds an. So ist es beispielsweise sinnvoll, das Kapital zunächst in Geldmarktfonds zu parken und dann automatisch in den Zielfonds zu investieren. Diese Einzahlstrategie bezeichnet man als Cost-Averaging. Durch mehrere Einstiegszeitpunkte entsteht ein Durchschnittskurs für die erworbenen Anteile. Um auch hierbei keine eigenen Einschätzungen der Marktverfassung vornehmen zu müssen, sollten die einzelnen Einzahlungen einen festen Betrag in Euro ausmachen.

[box title=“Wenn Timing den Unterschied macht“ color=“#D67E29″]

Das Ergebnis von einem gelungenen und weniger gelungenen Einstieg kann erheblich sein. Wer im Herbst 2007 in den deutschen Leitindex DAX investierte, der stieg bei Kursen von 8 000 Punkten ein. Wer sich im März 2009 den Wiedereinstieg zutraute, der konnte bei einem Indexstand um die 4 000 Punkte in den Markt gehen. Interessanterweise war 2007 noch Euphorie und im Jahr 2009 verpassten in schlechter Marktstimmung auch die meisten Profis die folgende starke Aktienrallye.[/box]

Einmalzahlung und Cost-Averaging im Vergleich

Der Anleger im folgenden Beispiel hat 20 000 Euro zur Anlage zu Verfügung, die er in zehn Einzahlungen á 2.000 Euro splittet.

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Das Resultat einer Einmalzahlung zu Beginn der dargestellten Periode ist hier einfach zu bewerten. Es bleibt bei den 20 000 Euro. Der Anleger hat genau 200 Anteile erworben. Hat der Anleger wie angenommen seine Investments gesplittet, dann konnte er hier 211 Anteile erwerben, die dann zum Stichtag 21 100 Euro wert waren. Das Beispiel zeigt sehr einfach auch die Auswirkungen eines perfekten und maximal unglücklichen Timing bei einer Einmalzahlung an. Im besten Fall konnte der Anleger 250 Anteile zu 80 Euro erwerben und bei einem schlechten Timings wäre es knapp 182 Anteile zu 110 Euro gewesen. Die Differenz beträgt immerhin 68 Anteile zwischen der besten und schlechtesten Variante. Unberücksichtigt sind bei dieser Betrachtung Zinsen auf das erst später investierte Geld geblieben.

Aus solchen Überlegungen zum Durchschnittskosten-Effekt (Cost-Average-Effekt) leiten manche ab, man solle kein Timing bei der Geldanlage versuchen. Das ist verständlich, aber dennoch der falsche Rat. Für den Einstiegszeitpunkt ist der Anleger selbst zuständig und sollte sich Gedanken über die Gesamtverfassung seines ausgesuchten Marktes machen und eine geeignete Einstiegsstrategie entwickeln. In einen stark fallenden Markt sollte man am besten gar nicht investieren: Durchschnittskosten-Effekt hin oder her. Anleger kennen diese Empfehlung als Warnung vor dem Griff in das fallende Messer.

Wichtig ist noch zu wissen: Der Durchschnittskosten-Effekt wirkt vor allem zu Beginn einer Geldanlage. Nach vielen Einzahlungen verliert die einzelne Geldeinzahlung an Bedeutung gegenüber dem gesamten Anlagebetrag.

Sparpläne

Ein Sparplan ist eine Vereinbarung zwischen dem Anleger und einer Investmentgesellschaft. Der Anleger zahlt regelmäßig – also beispielsweise monatlich – einen festen Betrag ein. Dadurch erwirbt der Anleger seine gesamten Anteile letztlich zu einem Durchschnittskurs. Verkäufer rechnen gerne vor, dass diese Einstiegsmethode in jedem Fall sinnvoll ist. In der Tat wirkt dieser smarte Einstieg bei leicht fallenden Kursen, die sich später wieder erholen, positiv. Das zeigt das Beispiel. Aber es gibt auch markante Gegenbeispiele. Wer vor über zehn Jahren auf dem Höhepunkt erstmals in den Neuen Markt eingestiegen ist, der legte nur weitere Briketts nach und verlor letztlich viel Geld. Dann wirkt diese Methode des Cost-Averaging wie der sprichwörtliche „Griff in das fallende Messer“

Die Auswahl der Märkte ist also ein weiteres wichtiges Kriterium für den späteren Anlageerfolg. Anleger sollten zumindest die für diese Märkte relevanten Faktoren berücksichtigen.

In der Praxis kommen oft Mischformen der Einzahlmethoden Einmalzahlung und Sparplan vor. Wer sich ein Timing beim Einstieg nicht zutraut, der sollte in normalen Zeiten mit der einmaligen Einzahlung in festverzinsliche Geldanlagen beginnen und seinen geplanten Aktienanteil mit einem Sparplan bedienen.

Artikelbild: Wiki Commons.

 

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.