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Bankenkrise in Spanien

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29. Mai 2012

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Bankenkrise in Spanien

Die Holding der spanischen Bankia musste für 2011 seine Aktivpositionen neu bewerten. Heraus kam ein Minus von 3,3 Milliarden Euro. Zudem ist seit Tagen von einem notwendigen Stützen der Bankia in Höhe von 18 bis 19 Milliarden Euro die Rede.

Für 2011 steht in den Büchern statt einer schwarzen Null (+41 Millionen Euro) ein Minus von 3,3 Milliarden Euro. Das teilte der Konzern in einer Mitteilung an die spanische Börsenaufsicht mit. Damit verdichten sich die Zeichen erneuten Verschärfung der Krise in Spanien. Zudem waren die Zinsen für Staatsschulden erneut angestiegen. Spanische Staatsanleihen rentieren an den Sekundärmärkten mit 6,47 Prozent. Das sind 5,09 Prozent mehr als für deutsche Staatsanleihen zu zahlen ist. Die Situation ist ökonomisch seit Wochen absurd (die Nettorenditen deutscher Staatsanleihen sind negativ) und mit gängigen Erklärmustern nicht zu beschreiben. Ein klares Krisensignal für den Euroraum.

Der Bankia-Chef (Pressefoto)

Am 26 Mai 2012, einem Samstag, stellte Bankia seine Rekapitalisierungsplanungen vor, die von der nationalen Zentralbank gefordert wurden. Am Sonntag kündigte José Ignacio Goirigolzarri, Chef von Bankia, weitere Staatshilfen an. Der Staat muss weiter zahlen, um die Situation zu stabilisieren. Erst vor wenigen Wochen hatte Spanien der Banki etwa sieben Milliarden zugeschossen. Der Kurs der Bankia-Aktie fiel am Montag zeitweise um bis zu 30 Prozent.

Die Bankia war erst im Dezember 2010 gegründet worden, um die taumelnden Sparkassen (Cajas) zu stabilisieren. Erst Anfang Mai war Goirigolzarri als neuer Chef introhnisiert worden, nachdem sein Vorgänger Rodrigo Rato für die Öffentlichkeit überraschend zurück trat.  Bankia befindet sich seit dem 9. Mai 2012 komplett im Staatsbesitz. Kritiker sehen in dem Institut eine Bad Bank.

Die spanische Regierung will die heraufziehende Bankenkrise alleine lösen und der neue Regierungschef will einen Masterplan zur Bankenrettung umsetzen. Ein Alarmzeichen. Beobachter sind skeptisch, dass Spanien seine Probleme selbst lösen kann. Die Vergangenheit zeigt sogar das Gegenteil: Sowohl Portugal und Irland hatten mit ähnlichen Worten immer wieder betont, die eigenen Probleme selbst lösen zu wollen, um dann wenige Tage später Rettungsmilliarden zu erhalten. Diese Woche wurde zudem bekannt, dass in Griechenland das Bankensystem mit 18 Milliarden Euro aus Rettungsfonds gestützt wurde.

Spanien leidet nicht unter den Folgen der Subprime-Krise, sondern unter zu üppigen Immobilienkrediten im eigenen Land. Die Banken müssen die Sicherheiten neu bewerten und geraten daher in eine bilanzielle Schieflage. Bankia ist dabei  nur symptomatisch für die spanische Bankenlandschaft insgesamt. Über einen zusätzlichen Kapitalbedarf in Höhe von mindestens 100 Milliarden Euro wird derzeit seit Wochen spekuliert.

Artikelbild: Luis García, Wiki Commons.

 

 

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.