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Investmentfonds im Produktvergleich

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12. November 2012

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Investmentfonds im Produktvergleich

Anleger besitzen heutzutage die Qual der Wahl. Neben der Direktanlage kommen bei marktbreiten Investments verschiedene Vehikel in Betracht, die ihre besonderen Eigenschaften in die Waagschale werfen. Ein vergleichender Überblick.

Die Pleite von Lehman Brothers im Finanzkrisenjahr 2008 war ein Einschnitt und ist immer noch präsent. Seinerzeit wurden Anleger hierzulande mit der Bedeutung einer Wahrscheinlichkeitsaussage von 2 Prozent konfrontiert. Die US-Investmentbank hatte in Deutschland Geld eingesammelt und dafür Zertifikate ausgegeben. Anleger verloren ihre Ersparnisse. Zuvor hatte der zuständige Branchenverband noch die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Bank mit eben jenen 2 Prozent beziffert. Seither finden sich solche Hinweise nicht mehr auf einschlägigen Homepages. Man ist vorsichtiger geworden.

Anleger müssen bei ihren Investments vorab für sich selbst einige grundsätzliche Fragen klären. Daher ist die Kenntnis der Produktalternativen für jeden Investor wichtig.

Zertifikate und Investmentfonds

Der wichtigste Unterschied zwischen einer Zertifikatelösung und einem Investmentfonds ist, dass Zertifikate eine Inhaberschuldverschreibung begründen. Der Anleger bekommt sein Geld vom Institut, dem Herausgeber der Scheine, zurück und hat im Ernstfall keinen direkten Zugriff auf die Finanzmasse der Gesellschaft. Wie bei Lehman Brothers eben. Bei Investmentfonds ist der Anleger unabhängig von der Kapitalanlagegesellschaft abgesichert. Investmentfonds europäischer Prägung sind Sondervermögen, die von Kapitalanlagegesellschaften getrennt vom eigenen Vermögen verwaltet werden müssen. Das schützt den Anleger im Falle der Schieflage des Geschäftspartners. Die sichere Rechtsform kostet jedoch Geld, das den Anlageerfolg – die Performance – des Fonds schmälert.

Bezüglich der Transparenz bieten Investmentfonds Anlegern zumindest zu Stichtagen einen Einblick, und Mitbestimmungsrechte sind ebenfalls vorhanden. So darf ein Investmentfonds nicht einfach seine Anlageziele oder andere grundsätzliche Veränderungen an seiner Anlagestrategie vornehmen. Eine weitere Besonderheit: Der Kauf und Verkauf der Anteile von Investmentfonds erfolgt nicht über eine Börse, sondern durch Rückgabe der Anteile, die der Anleger bei der Anlagegesellschaft anzeigen muss. Ohnehin ist der Aufwand zum Erwerb eines Investmentfonds etwas größer als bei reinen Börsengeschäften üblich. So müssen Banken spezielle gesetzlich vorgeschriebene Prüfungen übernehmen.

Aber auch Zertifikate kauft der Investor nicht an einem freien Markt, sondern beim Emittenten selbst. Dieser stellt fortlaufend Kurse und drückt so seine Bereitschaft zum jederzeitigen Umtausch der Zertifikate aus. Bei Investmentfonds ergibt sich eine Marge durch die Differenz von Ankaufs- zu Verkaufskursen. Bei Zertifikaten ist dieser Unterschied als Spread zwischen den Ankaufs- und Verkaufspreisen zu beobachten. Während Investmentfonds die Kosten offen in ihren Pflichtberichten ausweisen müssen, sind Zertifikate zumindest bei komplexeren Produkten nicht sehr transparent.

Exchange Traded Funds (ETFs) und Investmentfonds

ETFs sind sogenannte passive Indexfonds. Anders als bei klassischen Investmentfonds bilden Indexfonds bekannte Marktbarometer nach und ermöglichen so ein marktbreites und kostengünstiges Investment. Beim Klassiker, dem Investmentfonds, versucht ein Fondsmanager durch aktives Verändern der Fondszusammensetzung den Markt zu schlagen oder mindestens die Mehrkosten des aktiven Managementansatzes einzuspielen. Im Falle eines ETF repräsentiert die Performance die Marktveränderung abzüglich kleiner Abweichungen, die durch die jährlichen Kosten entstehen.

Für Anleger sind ETFs und Investmentfonds vor allem beim Handling unterschiedlich: Indexfonds kann man wie Aktien über eine Börse handeln. Der Markt für diese Vehikel ist meist sehr liquide, und die Anbieter stellen fortlaufend Ankaufs- und Verkaufskurse. So schnell funktioniert die Abwicklung bei Investmentfonds nicht. Das liegt auch an der oft anderen Funktion dieser Instrumente. Investmentfonds werden als Vehikel für eine jahrelange Geldanlage ohne Umtausch gesehen. Bei Indexfonds ist dies zwar auch möglich, aber manche inhaltlichen Konstrukte sind auf eine aktivere Beteiligung der Anleger ausgerichtet. So bieten ETF-Anbieter auch Fonds an, die die Entwicklungen der Indizes negativ abbilden. Investmentfonds hingegen sind grundsätzlich auf steigende Kurse ausgerichtet.

Die größte inhaltliche Übereinstimmung ist zwischen Zertifikaten und ETFs zu beobachten. Denn auch Zertifikate orientieren sich meist an marktgängigen Indizes. Der wichtigste Unterschied ist auch hier die grundsätzlich bessere Absicherungsposition der ETFs.

Investments im Versicherungsmantel

Anlegern bietet sich die Chance, eine Art Vermögensverwaltung im Mantel einer Versicherung zu erwerben. Dabei haben sich in den letzten Jahren neben der klassischen Lebensversicherung, die am ehesten mit einem Mischfonds mit überwiegendem Rentenanteil vergleichbar ist, auch flexiblere Varianten durchgesetzt. Als Versicherungslösung können Anleger auch fondsgebundene Rentenversicherungen wählen. Hierdurch sind auch weniger konservative Aktienbeimischungen möglich.

Aber: Anleger sollten sich gut überlegen, weshalb sie einen zusätzlichen Versicherungsmantel für eine Kapitalanlage benötigen. Die Steuervorteile der Kapitallebensversicherung sind nicht mehr existent, und daher ist die Direktanlage in Investmentfonds – gegebenenfalls mit Abschluss einer Risikolebensversicherung – meist die elegantere Lösung. Der Anleger ist flexibler und muss sich nicht so langfristig binden.

Artikelbild: Geld unter dem Mikroskop. Bundesbank. Pressefoto.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.